Ikuma Horishima „Leidenschaft ist Liebe zum Detail“
In der Saison 2023-24 hat der Goldwin-Markenbotschafter Ikuma Horishima die Weltcup-Gesamtwertung in den Disziplinen Freestyle und Moguls gewonnen. Als amtierender Weltmeister hat er sich für die neue Saison noch höhere Sprünge vorgenommen.
Bei der Disziplin Moguls („Buckelpiste“), wird eine rund 200 Meter lange Strecke mit einem Gefälle von etwa 30 Grad gefahren. Dabei sind gleichmäßig verteilte Hindernisse, sogenannte „Buckel“, und zwei Sprünge möglichst schnell und elegant zu überwinden. Die Bewertung der Teilnehmer erfolgt in drei Kategorien: Speed („Geschwindigkeit“), Air Height & Difficulty („Sprunghöhe und -schwierigkeit“) und Turn Beauty („Eleganz der Schwünge“). Eine perfekte Leistung in allen drei Kategorien führt natürlich zu einer hohen Punktzahl, doch es liegt in der Natur dieser Sportart, dass sich die drei Kategorien gegenseitig beeinflussen. Zum Beispiel kann eine höhere Geschwindigkeit zu höheren Sprüngen führen und so die Ausführung von Figuren erleichtern, doch bei einer zu hohen Geschwindigkeit können sich auch Fehler bei den Schwüngen einschleichen, die sich dann auf die Landung und die Qualität der folgenden Schwünge auswirken.
Beim Buckelpistenfahren versuchen die Athleten, diese drei scheinbar gegensätzlichen Kategorien besser als die anderen Fahrer miteinander in Einklang bringen. Dabei müssen sie ihr hohes technisches Können unter Beweis stellen und die Jury durch Fahreleganz überzeugen.
Auf die Frage, was für ihn perfektes Fahren ausmacht, gibt Ikuma Horishima eine verblüffend einfache Antwort: „Zeige mehr Tempo, höhere Sprünge und elegantere Schwünge als die Konkurrenz.“
Auf der Suche nach dem perfekten Fahrstil kennt er keine Kompromisse. Dabei gelten sein Ehrgeiz und seine Leidenschaft jedem noch so kleinen Detail.
Im Folgenden beschäftigen wir uns mit Ikuma Horishimas Philosophie des Skifahrens unter Berücksichtigung der drei Kategorien „Geschwindigkeit“, „Sprunghöhe“ und „Eleganz“, und mit seiner Einstellung, die eigenen Fähigkeiten immer wieder in Frage zu stellen.
01_ SPEED
Leidenschaft ist Liebe zum Detail
01_SPEED :
Geschwindigkeit
„Bei den großen Wettkämpfen steht für mich die Geschwindigkeit im Vordergrund. Das heißt, ich gebe Vollgas. Wenn ich zum Beispiel mit kontrolliertem Tempo eine hohe Punktzahl erreiche, um ins Finale zu kommen, bleibt mir, um meine Punktzahl zu erhöhen, nur noch, schneller zu fahren. Und genau das habe ich getan, als ich bei den Olympischen Spielen in Beijing die Bronzemedaille gewonnen habe.“
Moguls besteht aus zwei Disziplinen. Eine davon ist Dual Moguls, bei der zwei Athleten parallel fahren. Obwohl die Bewertungskriterien die gleichen wie bei der Einzeldisziplin sind, fällt ein Geschwindigkeitsunterschied zwischen den beiden Fahrern sofort ins Auge, was sich in der Punktzahl niederschlägt.
„Beim Dual Moguls kann es strategisch klug sein und zu einer höheren Punktzahl führen, etwas langsamer zu fahren und elegante Schwünge zu ziehen, doch wenn man Seite an Seite mit einem anderen Athleten fährt, will man natürlich als Erster ins Ziel kommen. Hohe Punktzahlen in den Kategorien Geschwindigkeit und Eleganz zu erzielen, ist der Königsweg, um beim Dual-Moguls-Wettbewerb zu gewinnen. Ich bin stolz darauf, einer der schnellsten Fahrer der Welt zu sein, aber wenn ein Konkurrent versucht, mich zu überholen, kann ich nicht anders, als mein Tempo zu erhöhen. In solchen Momenten habe ich großen Respekt vor den Sprüngen, denn sie werden zwangsläufig höher, was die ganze Sache noch herausfordernder macht. Nach solchen Rennen frage ich mich oft, wie ich es geschafft habe, so zu fahren und bin so aufgeregt, dass ich nachts vor Aufregung kaum schlafen kann.“
(02_ AIR)
Leidenschaft ist Liebe zum Detail
02_ AIR :
Sprunghöhe und -schwierigkeit
„Ich sehe meine größte Stärke ganz klar in der Sprunghöhe und möchte mich darin von meinen Konkurrenten absetzen. Normalerweise ist die Landezone beim Springen eine glatte und griffige Schneefläche, doch bei hohen Sprüngen kann man leicht über diese Landezone hinausschießen. Auf Buckeln zu landen ist schwierig und gefährlich, doch auf der Rückseite des Buckels gibt es einen kleinen Bereich, der steil genug ist, um sicher zu landen. Diese Stelle versuche ich immer anzuvisieren. Ich behalte die Schneeoberfläche bis zum letzten Moment im Blick, bevor ich eine Figur ausführe, um zu sehen, wo ich landen will. Es ist eine Frage von Sekundenbruchteilen, in denen ich meine Geschwindigkeit und meine Sprungkraft so kombiniere, dass ich an der besten Stelle lande. Ich glaube, dass nur ich diese Technik beherrsche. Meine Philosophie lautet: Wenn ich durch hohe Sprünge gewinnen kann, erziele ich ein perfektes Ergebnis.“
(03_ TURN)
Leidenschaft ist Liebe zum Detail
03_TURN :
Eleganz der Schwünge
„Auch auf der Buckelpiste versuche ich, beide Skikanten optimal zu nutzen, um schöne Bögen zu fahren. Obwohl jeder Buckel mit seiner Wölbung und Neigung ein eigenes Profil hat, versuche ich, harmonische Schwünge zu fahren, die zur Piste passen. Der vordere Teil des Buckels dämpft den Aufprall, allerdings muss ich fest auf die Kanten drücken, um den Stoß abzufedern. Auf der Oberfläche des Buckels sorgt der Druck auf den Ski dafür, dass er der Neigung der Rückseite des Buckels folgt. Kann ich diesen Druck nicht aufrechterhalten, hebe ich ab und bin nicht schnell genug, um vor dem nächsten Buckel wieder auf dem Schnee aufzusetzen. Carving geht normalerweise mit horizontalen Schwüngen einher, doch für Buckelpisten ist vertikales Carven erforderlich. Dabei geht es nicht nur darum, vertikal zu gleiten, sondern auch, den Kniewinkel an die Neigung der Buckel anzupassen und präzise Schwünge zu ziehen. Ich möchte mit beiden Ski schöne Linien in den Schnee zeichnen, die der Form der Buckel folgen. Eine solche Technik erfordert unzählige Trainingsstunden. Deshalb glaube ich, dass sie nur sehr wenige beherrschen. Mein Ideal ist es, so zu fahren, dass die Kantenlinien eine durchgehende, schöne Spur im Schnee bilden.“
Ikuma Horishima spricht mit ruhiger Stimme über die Faszination des Mogul-Skifahrens. Er wirkt distanziert, doch das absolute Vertrauen in seine Fähigkeiten ist aus seinen Worten deutlich herauszuhören.
Auf die erneute Frage, wie er sich perfektes Skifahren vorstellt, antwortet er etwas abstrakter:
„Letztlich stelle ich mir das Skifahren wie ein schönes, fließendes Gewässer vor. Wasser fließt in einer sanften Linie den Hang hinunter, ohne zum Stillstand zu kommen. Auf der Buckelpiste ist es meiner Meinung nach am sinnvollsten, Geschwindigkeit durch eine fließende Abfahrt ohne unnötige Stöße oder Erschütterungen zu erreichen.“
Ikuma Horishima ist heute auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere und hat es nicht nötig, anderen hinterherzujagen. Stattdessen stellt er sich seinen eigenen Herausforderungen und geht keine Kompromisse ein, um seinen Anspruch zu unterstreichen, weltweit ein einzigartiger Skifahrer zu sein.